Die evangelische Kirche Mitteldeutschland ist reich – „Stein-reich“. Doch den vielen, oft denkmalgeschützten Kirchen, Pfarrstellen und anderen Liegenschaften stehen oftmals geringe Mittel und kleine Kirchengemeinden gegenüber. Bereits seit Längerem wird im Orden, und insbesondere in unserer Genossenschaft die Frage diskutiert, ob und wie der Orden das Wegbrechen kirchlicher Strukturen auffangen kann und in den Kirchengemeinden vor Ort unterstützen sollte.
Vor diesem Hintergrund entstand die Idee des „Anpack-Wochenendes“, welches beim letzten Rittertag in Freyburg bereits vorgestellt wurde. Dieses fand nun vom 11.-14. April 2024 in Nordgermersleben zum ersten Mal statt. 14 junge Frauen und Männer zwischen 25 und 35 Jahren trafen sich, um an drei Tagen Arbeiten am alten Pfarrhof der Kirchengemeinde zu erledigen.
Der 300 Jahre alte Pfarrhof wird heute von der Gemeinde unter anderem als Gemeindehaus und Winterkirche genutzt. Nun steht aber eine umfangreiche Sanierung bevor, für die von der Gemeinde eine Förderung aus EU-LEADER-Mitteln beantragt wurde. Erforderlich ist die Sanierung zum einen, da dieses zukünftig zusätzlich ein Musikzentrum beherbergen soll. Darüber hinaus hat das Gebäude mehrere Schäden. Unter Anderem ist im Mauerwerk Feuchtigkeit aufgestiegen.
Kernziel des Anpackwochenendes war es daher, die ersten zur Umsetzung des Projekts notwendigen Arbeiten zu erledigen um der Gemeinde die Umsetzung des Projekts als Ganzes zu ermöglichen: wegen der Feuchtigkeit im Mauerwerk musste der Außenputzes bis auf mindestens einen Meter Höhe entfernt werden. Darüber hinaus war die in den Garten führende Betonverschalung der Treppe marode geworden, sodass ein Abriss notwendig war. Zwischen Haus und Garten bestand der Untergrund über die gesamte Länge des Hauses und eine Breite von ca. fünf Metern aus gegossenem Beton, der mit einem Presslufthammer entfernt werden musste.
Ein weiterer Fokus lag auf dem Garten. Dieser war bereits in den letzten Jahren aufwendig, unter anderem mit Hilfe von EU-Mitteln und mit viel Liebe neugestaltet worden, ist nun öffentlich zugänglich und dient in der Gemeinde als Treffpunkt. Die im Rahmen dessen dort gebauten Holzinstallationen mussten nun gestrichen, außerdem Pflegearbeiten wie etwa ein Rückschnitt an Bäumen und Büschen durchgeführt werden. Neben den Arbeiten am und um den Pfarrhof standen auch Arbeiten in der Kirche des Dorfes selbst an. Dort musste die Wand hinter dem Altar neu gestrichen werden.
Ein sportliches Programm für eine verlängertes Wochenende. Doch bereits am ersten Tag zeigte sich, dass die Gruppe hervorragend zusammen funktionierte. Unter den Teilnehmern waren auch eine Kirchenmalerin, ein Schlosser und ein gelernter Schreiner, die dankenswerterweise bei vielen Aufgaben die Einweisung übernahmen. Dank dieser professionellen Anleitung gelangen die Aufgaben gut, und am Freitagabend zeigten sich schon starke Fortschritte. Zwischendurch mussten weitere Gerätschaften und Hänger für den Bauschutt besorgt werden, was aber durch die großartige Unterstützung der Gemeinde vor Ort ohne Schwierigkeiten gelang.
Nach entspanntem Abend am Lagerfeuer mit Andacht, Gitarre und Bier, begann der zweite Arbeitstag am Samstag bei bestem Wetter, und von morgens an hörte man den ganzen Tag Presslufthammer, Gartengeräte und Rufe über der Baustelle. Betonfläche und Putz wurden abtransportiert, die umfangreichen Garteneinrichtungen fertig gestrichen und gegen 17 Uhr begann das Aufräumen und Fertigstellen der Arbeitsstelle. Zwischendurch kamen immer wieder nicht nur Gemeindemitglieder mit Kaffee und Kuchen, sondern auch Mitglieder der Subkommende, und brachten willkommene Stärkung. Am Abend konnten wir in wunderbarer Runde ein Abschlussessen mit Grill und Abendandacht feiern, und waren am Sonntag gegen Mittag wieder auf dem Weg zurück in alle Teile der Bundesrepublik.
Ein besonderer Dank gilt nach dem Anpackwochenende Albrecht und Almuth v. Bodenhausen. Diese stellten für die Tage zum einen ihre Erntehelferwohnung zur Verfügung, in der die Gruppe unterkam. Albrecht v. Bodenhausen hatte als Mitglied des Kirchengemeinderates darüber hinaus vorab die zur Planung der Arbeiten notwendigen Gespräche mit dem Architekten geführt, das notwendige Werkzeug gestellt und stand auch durchgehend als Ansprechpartner für alles, was spontan noch organisiert werden musste, zur Verfügung.
Ein weiterer Dank gilt der Kirchengemeinde und der Johanniterfamilie, die das Anpackwochenende durch Unterstützung bei der Planung und durch Versorgung mit Kuchen und Getränken ermöglichten.
Und nicht zuletzt danken wir natürlich allen Teilnehmenden, die mit uns gemeinsam in Nordgermersleben angepackt und fantastisch mitgearbeitet haben.
Insgesamt bleibt ein rundum gelungenes Wochenende in Erinnerung. Dieses soll im nächsten Jahr an anderer Stelle wiederholt werden. Mehrere Teilnehmer, aber auch weitere Freunde haben bereits angekündigt, auch im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. Wir freuen uns aber auch über die Anmeldung neuer Gesichter.
Wir wünschen der Kirchengemeinde Nordgermersleben bei der weiteren Restaurierung des Pfarrhofes alles Gute und Gottes Segen!
Carl v.d. Schulenburg & Hans-Georg Ripken
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