Reisetag 1 - Donnerstag
Trotz anfänglicher Zugausfälle in Berlin, komme ich pünktlich in Stendal an und werde von Peter Ruppert von der JUH Stendal abgeholt, gemeinsam fahren wir zur JUH-Geschäftsstelle, wo bereits Tatjana v. Katte v. Lucke von der Johanniter-Hilfsgemeinschaft Altmark und ein Vertreter der örtlichen Zeitung auf uns warten. Wir unterhalten uns kurz über die „Mission Siret“ und meine Motivation, dort nun schon zum dritten Mal hinzufahren und mich auf die Reise mit dem gespendeten Rettungswagen über die osteuropäischen Straßen zu machen.
JUH-Regionalvorstand Peter Ruppert übergibt "Mission Siret"-Volontärin Hannah von Truchsess den Rettungswagen.
(Foto: privat)
Nachdem die organisatorischen Dinge geklärt und der Übergabevertrag unterschrieben sind, werden mir feierlich die Schlüssel zum Krankenwagen übergeben, auf dem bereits in großer Aufschrift auf ukrainisch „Medizinische Nothilfe“ steht. Nun kann ich mich mal in Ruhe in dem Fahrzeug umsehen und bin von der Ausstattung beeindruckt, neben einer Patiententrage und einem EKG sind auch ein Beatmungsgerät und eine Spritzenpumpe eingebaut und viele andere Spezialgeräte. Jetzt wird mir so richtig klar, welch wertvolle Fracht ich nach Siret bringen werden. Als Andenken an diese besondere Reise bekomme ich noch eine Trinkflasche mit Johanniter Aufdruck geschenkt.
Bevor meine Fahrt jedoch so richtig losgeht, folge ich Tatjana v. Katte v. Lucke von der Johanniter Hilfsgemeinschaft Altmark zum Johanniter Krankenhaus in Stendal, an dem innerhalb eines Tages zwölf Blaue Säcke und einige Pakete mit verschiedenen Sachspenden zusammengetragen wurden. Als Fahrtproviant schenken mir die Frauen, die beim Einladen helfen, eine Menge Süßigkeiten. Um mein Handy als Navi und Freisprechanlage nutzen zu können, improvisiere ich mit den Pralinenpackungen eine Halterung auf dem Armaturenbrett. Mit den neuesten Hits aus dem Radio und einer Geldspende für Tankstopps von der JHG Altmark geht es Richtung Magdeburg.
Als ich auf einer Landstraße parallel zur Autobahn fahre, realisiere ich, dass mein Navi die Auffahrt zum neu eröffneten Autobahnabschnitt offensichtlich noch nicht kennt. Später führt mich mein Weg doch noch auf die Autobahn. Peitschender Regen auf der Scheibe wechselt sich mit Nieselregen ab, so dass ich permanent die Geschwindigkeit der quietschenden Scheibenwischer anpasse. Dann endlich kommt die ersehnte Autobahnabfahrt. Ich fahre weiter, bis die Straße plötzlich in einer Sackgasse endet. Inzwischen ist es stockfinster und die Sicht nach hinten begrenzt. Trotzdem lege ich den Rückwärtsgang ein, den ich eigentlich vermeiden wollte und rolle langsam den Weg zurück.
Bald bin ich In Löbnitz bei Familie Bartmer angekommen, wo ich schon erwartet werde. Dort verladen wir noch weitere Spenden in das Auto und ich werde gebeten, noch kurz mit ins Haus zu kommen. Die angebotene Suppe kann ich nicht ablehnen und esse gleich zwei Teller. Ich bin sehr dankbar für die Gastfreundschaft. Erst als ich am Tisch sitze, merke ich, wie anstrengend die Fahrt in diesem ungewohnten Auto war. Die Pause tut gut.
Anschließend geht es für mich weiter Richtung Leipzig, wo Clemens W. Thom mit einem Freund schon auf mich wartet, um mir Spenden der Johanniter Jugend Sachsen und JiO Sachsen zu übergeben. Wir plaudern ein wenig und essen jeder eine Zimtschnecke, die ich noch am Vormittag für die Reise gebacken hatte, dann starte ich auf meinen letzten Reiseabschnitt für diesen Tag.
Gegen 22 Uhr komme ich endlich bei Franz-Leopold in Freiberg an und wir verladen dort zusammen die letzten Spenden aus Freiberg in den Krankenwagen, packen noch Motoröl ein, füllen das Scheibenwischwasser auf und sortieren unseren Proviant für die nächsten Tage. Ziemlich müde fallen wir ins Bett. Acht Stunden Schlaf werden das nicht mehr…
Stendal - Freiberg/Sachsen
Strecke: 297 km
Dauer: 5 Stunden 20 Minuten